Das aktuelle Projekt ist ein Zyklus gemalter Gedichte, die im Rahmen einer wechselseitigen Kommunikation von Tanka und Haiku im Malprozess entstehen.
Tanka und Haiku haben ihren Ursprung in Japan. Die Blütezeit des Tanka beginnt Ende des 9. Jahrhunderts und die des Haiku fällt in das 17. Jahrhundert. Seit der politischen und kulturellen Öffnung Japans im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert entwickeln und verbreiten sich Tanka und Haiku zusammen mit anderen japanischen Kunstformen international.
Tanka ist ein fünfzeiliges und Haiku ein dreizeiliges Gedicht. Wesentlich für ihre Aussagen ist das Unvollendete, das Unausgesprochene oder nur Angedeutete oder auch Ausgesparte. Die Gedichte sind ausgewählt als Metaphern des menschlichen Lebens, unabhängig von Kultur- und Gesellschaftsformen. Es ist der kleine Kosmos, der immer auch mit dem großen im Zusammenhang steht. Aus dem Zusammenspiel beider ergibt sich ein großer Assoziationsraum für die subjektive Interpretation der mit dem Inhalt verbundenen Gedanken. Aus der Interaktion von Text und Bild entsteht eine kommunikative Wechselbeziehung. Trotzdem sollten einerseits der Text, andererseits das Bild für sich alleine stehen können, um die Assoziationsräume beider nicht zu verwischen.
Meine Interpretation von Tanka und Haiku, gleichgültig, ob in einer Übersetzung vom Japanischen ins Deutsche oder von deutschsprachigen Lyrikern, ist in meiner Interpretation frei von aller Symbolik. Ich suche nach der für mich persönlich wesentlichen Essenz von Form und Inhalt. Meine Bilder entsprechen formal dem Reduktionsprinzip von Tanka und Haiku. Sie sind in flächenmäßiger Beschränkung 80 x 80 cm (Tanka) bzw. 50 x 50 cm (Haiku) sowie im Segment schwarz-weiß gestaltet.
|